15.Apr 2022

Tierernährung: Fütterungsmaßnahmen bei Diarrhoe von Hund und Katze

 

Fütterungsmaßnahmen bei Diarrhoe - was gibt es zu beachten?

Eines der häufigsten Vorstellungsgründe von Hunden oder Katzen ist die (akute) Diarrhoe.

Die Gründe für diese Symptomatik sind bekanntermaßen vielfältig. Fälle akuter Diarrhoe sind häufig infektiös oder ernährungsbedingt. Bei chronischem bzw. wiederkehrendem Durchfall bedarf es teilweise einer gründlichen Diagnostik, um der eigentlichen Ursache auf die Spur zu kommen - wichtig ist es, in diesen Fällen auch extragastrointestinale Ursachen für Durchfall als Differentialdiagnose in Betracht zu ziehen Öffnet externen Link in neuem Fenster(z.B. Morbus Addison).

Welche diätetischen Maßnahmen können sinnvoll sein?

Dünndarmdurchfall: Schwerpunkt ist die Optimierung der Nährstoffzufuhr

Symptome: Kotmenge normal bis erhöht, Frequenz normal bis leicht erhöht, kein Tenesmus, ggf. Melaena, selten frisches Blut

Dünndarmdiarrhoe geht mit einer verminderten Resoprtionskapazität des geschädigten Darmepithels einher. Ziel ist es also, hochverdauliches Futter, welches leicht von den Dünndarmzellen aufgenommen werden kann, zu verfüttern.

Weitere Eigenschaften einer Dünndarmdiät sind:

  • Fettreduziert (nicht fettfrei) - zugeführte Fette sollten hohen Anteil essentieller Fettsäuren enthalten (Fischöl, Leinöl, Hanföl…) 0,5-1g Öl/kg KG
  • Rohfaserarm, da mit steigendem Rohfasergehalt die Verdaulichkeit sinkt
  • Aufgeschlossene Stärke (Schonkost wie Reis sehr gut durchkochen lassen)
  • Hochwertige Proteinquellen (wenig Bindegewebsanteile)
  • Bei längerfristiger Schonkost mit selbst erstellten Rationen vitaminisiertes Mineralfutter (18-20% Ca und 2% P) hinzufügen!

Massiven Energie- und Nährstoffdefiziten wird somit vor allem bei chronischer Dünndarmdiarrhoe entgegengewirkt (Achtung: Der Bedarf an Nährstoffen liegt hier über dem Normalbedarf, da nicht alle zugeführten Nährstoffe resorbiert werden).

Dickdarmdurchfall - Schwerpunkt liegt in der Beeinflussung des Darm-Mikrobioms und der Regeneration des Darmepithels

→ Wird erreicht mittels Erhöhung des Rohfaseranteils. Optimalerweise Kombination von löslichen und unlöslichen Faserstoffen.

Symptome: Häufig Schleimbeimengungen, frisches Blut, meist geringere Kotmengen aber dafür Frequenz stark erhöht und damit einhergehender Tenesmus, zusätzliche Flatulenzen möglich durch Dysbiose

Lösliche Faserstoffe: z.B. Flohsamen, Pektin (z.B. in Möhren, Apfelfasern), Inulin (z.B. in Chicorée)  = Präbiotika
Werden von der Dickdarmflora zu kurzkettigen Fettsäuren (z.B. Butyrat) fermentiert und als Energiequelle genutzt - Anteil nützlicher Darmbakterien steigt, pathogene Keime werden verstärkt in Schach gehalten - einer Dysbiose wird entgegengewirkt. Kurzkettige Fettsäuren liefern ebenso dem Darmepithel Energie und fördern so dessen Regeneration. Zeitgleich senken sie den pH-Wert des Darmes und verhindern so eine Ansiedlung pathogener Keime.

Unlösliche Faserstoffe: z.B. Weizenkleie 1-2 g/kg KG/Tag oder (Futter)Zellulose - bis 1g/kg KG/Tag
Werden nur zum geringen Anteil fermentiert, verfügen jedoch über ein hohes Wasserbindungsvermögen und verbessern so die Kotkonsistenz.

Auch ein massiver Eiweißgehalt des Futters sollte vermieden werden, da dies eine Dysbiose des Dickdarms begünstigen kann (z.B. Vermehrung von proteolytischen C. perfringens).

Empfehlenswert ist in vielen Fällen zudem die Gabe von geeigneten Probiotika als Kur: Enterococcus faecium, Lactobacillus acidophilus sowie Bacillus subtilis (Hunde) - dies unterstützt die Wiederherstellung bzw. Aufrechterhaltung einer positiven Darmflora.

Die gleichzeitige Gabe von Prä-und Probiotika (Synbiotika) führt zum besten Effekt der positiven Beeinflussung der Darmflora.

 

Literaturverzeichnis: Auf Anfrage

Autorin des Artikels:

Tierärztin vet. med. Julia Brüner