02.Apr 2022

Interview mit Dr. Stefanie Handl, Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik ECVCN

 

Diplovets: Wie hilft Telemedizin durch Spezialisten aus Ihrer Sicht den behandelnden Tierärzten?

Dr. Stefanie Handl: Es können Spezialisten zugezogen werden, die vor Ort nicht vorhanden sind – das vermittelt Kompetenz, gleichzeitig wird den Tierhaltern und den Tieren eine weite Fahrt erspart. Und den Spezialisten ermöglicht es, ihr Tätigkeitsfeld zu erweitern - win-win für alle!


Diplovets: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile der Telemedizin im Bereich der Tierernährung?

Dr. Stefanie Handl: Die Berechnung eines Diätplanes für ein krankes Tier oder auch die Suche nach passendem Fertigfutter erfordern Spezialwissen und können sehr zeitaufwändig sein – das ist im Klinikalltag „nebenbei“ kaum machbar, lässt sich aber wunderbar an Spezialisten auslagern.

Gleichzeitig ist Ernährung ein populäres und sensibles Thema, zu dem TierhalterInnen oft von „Dr. Google“ beeinflusste Meinungen mitbringen. Zudem erfordern das unüberschaubare Angebot an Tiernahrung und moderne Fütterungskonzepte wie BARF Detailwissen in der Beratung, über das nur Spezialisten verfügen.

Diplovets: Was benötigen Sie für eine fundierte Auswertung von Befunden?

Dr. Stefanie Handl: Ich benötige die genaue Fragestellung, die aktuellen Befunde und eine möglichst genaue Beschreibung der bisherigen Fütterung, inklusive aller Leckerlies und Extras. 

Die Körperkondition wird am besten vom Tierarzt beurteilt, denn Besitzer haben oft eine falsche Vorstellung der „Idealfigur“. Fotos (möglichst von oben und von der Seite) können mir bei der Beurteilung helfen.  

Bei Jungtieren im Wachstum benötige ich das erwartete Endgewicht – am besten wäre das Gewicht des gleichgeschlechtlichen Elternteils. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass Züchter den frisch gebackenen Besitzern das oft nicht mitteilen.

Diplovets: Haben Sie noch einen abschließenden Tipp?


Dr. Stefanie Handl: Ernährung kann mehr, als Sie vielleicht denken :-). Gerade chronische Verdauungsprobleme, welche ja sehr häufige Beschwerden in der Kleintierpraxis sind, haben oft keine "echt Krankheit", sondern Ernährungsfehler als Ursache, bzw. lassen sich mit der richtigen Diät in den Griff bekommen.

Überhaupt ist eine gründliche Fütterungsanamnese unverzichtbar  - es gibt so viele Missverständnisse zum Thema Ernährung und irreführende Werbung, dass die TierhalterInnen manchmal aus bester Absicht Fehler machen, die sich gravierend auswirken können.

Scheinbar komplexe Probleme können manchmal nur durch eine Frage nach der Fütterung beantwortet werden: Z.B. ein Tier nimmt unerklärlich ab, weil es ein Futter mit falsch niedrigen Fütterungsempfehlungen bekommt.

 

Vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Interview Frau Dr. Handl, alles Gute für Sie!

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