23.Apr 2021

Interview mit Dr. Florian Willmitzer, Dipl. ECVDI

 

Diplovets: Wie hilft Teleradiologie durch Spezialisten aus Ihrer Sicht den behandelnden Tierärzten?

Dr. Florian Willmitzer: Ich möchte gerne vorausschicken, dass die Tierärzte, die vor Ort im direkten Kundenkontakt stehen, meinen höchsten Respekt haben. Natürlich ist es so, dass man selbst als ein sehr guter und erfahrener Kliniker nicht in jedem Fachgebiet gleich gut ausgebildet sein kann. In diesen Fällen hilft es natürlich enorm, wenn man für speziellere Fragestellungen auf Spezialisten zurückgreifen kann.

Für junge Kollegen kann der Befund eines Spezialisten eine hilfreiche "Absicherung" sein, nichts Entscheidendes übersehen zu haben, und gleichzeitig mit jedem Fall und dem dazugehörenden Bericht zu lernen. In den Schnittbildmodalitäten (CT/MRT) ist der Informationsgehalt erfreulicherweise sehr hoch. Um diese wertvollen Informationen voll ausschöpfen zu können, unterstützen wir Spezialisten unsere Kollegen in den Kliniken und Praxen.

Zusätzlich ist es so, dass man in seiner Klinik guten Gewissens ein "Großgerät" betreiben kann, ohne das ausgewiesene Spezialisten ständig vor Ort sein müssen.Via Teleradiologie bekommen die CT- und MRT-Betreiber hochwertige Berichte der Studien in kürzester Zeit. Sollte man eigenes Personal haben, kann Teleradiologie helfen, Urlaubszeiten und Krankheitsausfälle schnell und unkompliziert zu überbrücken.

Schriftliche Berichte mit Bilddokumentation stellen eine exzellente Kommunikationsgrundlage für das weitere Besitzergespräch dar. Sei es für unentschlossene Besitzer oder für solche, die eine Zweitmeinung wünschen.

Die Radiologen bei Diplovets wollen den Klinikern Antworten geben und mit ihren Berichten
bei der zügigen Behandlung weiterhelfen. Wir stehen bei anfallenden Fragen auch anschließend noch zur Verfügung.


Diplovets: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile der Teleradiologie?


Dr. Florian Willmitzer: Aufgrund der Digitalisierung der Bildgebung bietet sich diese Fachrichtung perfekt an, auf das Wissen externer Spezialisten zurückzugreifen.

Bildmaterial kann mit einem Mausklick um die Welt geschickt werden. So können Kliniker in Fällen wo z.B. OP-Entscheidungen anstehen, zeitnah mit den benötigten Informationen versorgt werden.

Bildgebung in den Schnittbildmodalitäten (CT/MRT) ist meist umfangreich und komplex. Die Spezialisten (ECVDI/ACVR) haben die höchstmögliche Ausbildungsstufe und unterliegen, um ihren Status zu halten, der Fortbildungspflicht. Kliniker können somit qualitativ hochwertige Berichte erwarten, die dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen. Zusätzlich stehen die Spezialisten natürlich auch bei Fragen der Durchführung der Studien zur Verfügung, denn das volle Potential von bildgebenden Studien lässt sich nur dann ausschöpfen, wenn die Qualität der Studie ebenfalls hochwertig ist.

Diplovets: Was benötigen Sie für eine fundierte Auswertung von Befunden?

Dr. Florian Willmitzer: Ein Radiologe ist wie jeder andere Tierarzt auch auf eine gute klinische Anamnese angewiesen.
Die klinische Untersuchung ist der erste und wichtigste Schritt, aus ihr leitet sich dann in
weiterer Folge die bildgebende Fragestellung und die Wahl des Verfahrens (Röntgen, Ultraschall, CT, MRT) ab.
Zusätzlichen Befunde, z.B. Laborbefunde (Blut/Urin), sind ebenfalls hilfreich.


Ein klassisches Beispiel einer Anamnese, die einen Radiologen nicht glücklich macht, wäre "Lahmheit vorne" (ohne Seitenangabe und ohne Lokalisation auf ein Gelenk) und dann eine Röntgenstudie oder CT Untersuchung beider Vorderextremitäten. Natürlich gibt es diese Lahmheiten, die nicht eindeutig zuzuordnen sind, dann sollte dies jedoch entsprechend in der Anamnese vermerkt werden. Das Problem ungenauer Anamnesen liegt darin, dass keine radiologische Wertung der gefundenen Veränderungen möglich ist und die Differentialdiagnosenliste lang werden könnte.

Ein großer wichtiger Punkt sind die Bildqualität, Lagerung der Patienten und Projektionsrichtungen, die zur Verfügung stehen. Röntgenstudien basieren auf dem Prinzip, dass für den Radiologen, bis auf wenige Ausnahmen, zwei orthogonale Ebenen vorliegen.
Thoraxaufnahmen sollten im Inspirium und abdominale Aufnahmen sollten im Exspirium angefertigt werden.


Diplovets: Haben Sie noch einen abschließenden Tipp?

Dr. Florian Willmitzer: Schöpfen sie sie Möglichkeiten der heutigen Zeit aus!

Patientenbesitzer haben normalerweise ein sehr hohes Vertrauen in "ihren" Tierarzt, wissen es aber genauso zu schätzen, wenn dieser Expertenmeinungen einholt, um dann die bestmögliche Therapieentscheidung zu treffen.

Im Umgang mit "schwierigen" Kunden, kann es zudem von Vorteil sein, einen Bericht eines Experten bzgl. des Falls vorlegen zu können.
Diplovets ist eine Telemedizin Plattform, d.h. das Angebot geht weit über das Spektrum eines reinen Teleradiologie-Anbieters hinaus.


Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung der Fragen. Alles Gute für Sie!