17.Jul 2021

Internistik: Management der Addison-Krise

 

Management der Addison-Krise

In Stresssituationen kann der Organismus eines (untherapierten) Öffnet externen Link in neuem FensterAddison-Patienten bedingt durch die unzureichende Produktion von Gluko-und Mineralokortikoiden nicht mehr ausreichend agieren.

Folglich kann dies zum plötzlichen Kollaps und Schocksymptomen führen → ein akut lebensbedrohlicher Notfall, die Addison-Krise, entsteht.

Häufige Ursachen für eine Addison-Krise:

  • oben beschriebene Stresssituationen häufig Auslöser
  • ausbleibende Diagnose des Öffnet externen Link in neuem FensterHypoadrenokortizismus (“the great pretender”...)
  • atypischer Hypoadrenokortizismus- plötzliche, nicht erkannte Elektrolytverschiebungen durch eintretenden Aldosteronmangel
  • iatrogen im Zuge der Therapie des Morbus Cushing
  • fehlendes Ausschleichen einer längeren Glukokortikoidtherapie (abruptes Absetzen)

Wie kann sich eine Addison-Krise äußern?

  • generalisierte starke Schwäche bis hin zum Kollaps des Patienten (schnell einsetzende Todesfälle möglich)
  • (mgr.-hgr.) Dehydratation
  • Hypovolämie und Hypotension
  • Bradykardie
  • Hypothermie
  • Erbrechen
  • Krampfanfälle (durch Hypoglykämie)
  • Oberbauchschmerzen
  • weitere mögliche labordiagnostische Befunde finden sie Öffnet externen Link in neuem Fensterhier

Therapieempfehlungen der akuten Addisonkrise

  1. Das Wichtigste zuerst: Ausgleich der Hypovolämie/Rehydratation und der Elekrolytverschiebungen → I.v. Infusion: 0,9%ige NaCl-Lösung: Mittel der Wahl. Bei hochgradiger Hyponatriämie oder Acidose ggf. Ringer-Laktat oder NaCl nicht schneller als 0,5 mEq/l/h. Alternativ Ringer-Laktat-Lösung: Entgegenwirken der metabolischen Azidose, CAVE bei starker Hyperkaliämie ggf. initial NaCl-Lösung vorziehen. Dosierung: 30-80 ml/kg/24h.
  2. Behandlung der Hyperkaliämie: Eine ausreichende Senkung des Kaliumspiegels wird in der Regel bereits durch die i.v. Infusion erreicht. Bei Vorliegen von hochgradigen Herzarrhythmien kann eine forcierte Senkung des Kaliumspiegels durch die Gabe von Glucoseinfusionen (10%ig, 5-10 ml/kg i.v.) erreicht werden. Alternativ 10%ige Calciumgluconat-Lösung 0,5 ml/kg über 10-15 Min möglich: Wirkungseintritt deutlich schneller und deshalb bei möglichem Herzstillstand zu bevorzugen. Wirkung jedoch von relativ von kurzer Dauer (<1h).
  3. Ausgleich der metabolischen Azidose mit Natriumbikarbonat, moderate Azidosen werden meist durch die Gabe der Infusionslösungen ausgeglichen
  4. Ggf. Ausgleich der Hypoglykämie (Glukose i.v.)
  5. Gabe von Glukokortikoiden (z.B. Prednisolon): Achtung - Vor der Gabe von Glukokortikoiden bei Verdacht auf M. Addison möglichst Öffnet externen Link in neuem FensterACTH-StimulationstestÖffnet externen Link in neuem Fenster durchführen! Ist aus tierärztlicher Sicht die Gabe von Glukokortikoiden unabdingbar, ist Dexamethason als Mittel der Wahl anzusehen (0,5-1 ml/kg i.v. bzw. 0,05-0,25 mg/kg i.v.), da keine bis kaum Kreuzreaktionen im Messsystem auftreten. Ein ACTH-Stimulationstest ohne vorherige Dexamethason-Gabe ist jedoch zu bevorzugen.
  6. Gabe von Mineralokortikoiden: Ggf. Gabe von Fludrocortison. Nicht initial, sondern erst, wenn Patient stabil ist (meist nach 2-3 Tagen)
  7. ggf. Schleimhautprotektiva bei gastrointestinalen Symptomen bzw. Blutungen

Häufig tritt zwar eine schnelle Verbesserung des Allgemeinzustandes des Patienten ein, jedoch muss die Therapie i.d.R.über mehrere Tage erfolgen (langsamer Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes). Die Elektrolytwerte sollten anfangs engmaschig kontrolliert werden.

 

Literaturverzeichnis: Auf Anfrage

Autorin des Artikels:

Tierärztin med. vet. Julia Brüner