Fall des Monats: 9-jährige Rottweilerhündin, kastriert, vorstellig wegen Anorexie und Erbrechen
Signalement und Anamnese
- Rottweiler, weiblich-kastriert, 9 Jahre alt mit Anorexie und Erbrechen seit 24 Stunden
Zur weiteren Abklärung werden folgende Röntgenbilder angefertigt:
Röntgenbeschreibung
- Die Milz stellt sich im mittleren Abdomen ggr. vergrößert und nach kaudal verlagert dar
- Die Form der vergrößerten Milz entspricht einem umgekehrten Großbuchstaben C auf der lateralen Aufnahme (siehe Abbildung weiter unten)
- Die vergrößerte Milz verlagert den Magen nach kranial, das Kolon nach dorsal und die Dünndarmschlingen nach kaudal
- Das kaudale abdominale Kontrastdetail ist geringgradig reduziert und zeigt diffuses „fat-stranding“ im Sinne eines Peritonealergusses und/oder Peritonitis
- Multifokal sind ventrale Spondylosen entlang der kaudalen Brust und Lendenwirbelsäule ausgebildet
Diagnose
- Die Form und Lage der Milz sprechen für eine Milztorsion
- Das reduzierte abdominale Kontrastdetail ist verdächtig für ein Hämoabdomen oder Peritonitis durch Milznekrose und/oder Ruptur
Ausgang
- Chirurgisch konnte eine Milztorsion bestätigt werden
Diskussion
- Die Drehung der Milz um ihre eigene Achse (Torsion) schränkt den venösen Blutfluss ein, lässt aber häufig den arteriellen Blutfluss weiterhin zu, was zu einer venösen Stauung und einer Splenomegalie führt
- Häufig wird eine Milztorsion in Zusammenhang mit einer Magendrehung beobachtet, kann aber auch singulär auftreten
- Häufig sind große, tiefbrüstige Hunde betroffen. Die klinischen Symptome sind unspezifisch und umfassen häufig eine palpierbare Splenomegalie, Anorexie, Erbrechen, abdominale Schmerzen und Anämie
- Unbehandelt bilden sich Blutgerinsel in den Gefäßen der Milz, die zu einer Nekrose führen. Eine akute Milztorsion kann zu einem hypovolämischen Schock führen
Vielen Dank an Dr. ECVDI Thorsten Rick für diesen Fallbericht!
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