Fall des Monats: 9-jährige Labrador Retriever Hündin mit Atemwegsbeschwerden

Signalement und Anamnese
- Labrador Retriever, 9 Jahre alt, weiblich, kastriert, mit Atemwegsbeschwerden
Zur weiteren Abklärung wurden folgende Röntgenbilder angefertigt:
Röntgenbeschreibung
- Das kraniale Manubrium sterni zeigt eine permeative bis mottenfraßartige Osteolyse. Die umgebenden Kortices sind ausgedünnt. Die Übergangszone zum „normalen“ Knochengewebe ist nicht klar definiert. Die ventrale Knochenrinde weist feine, palisadenartige Periostreaktionen auf
- Die umgebenden Weichteile sind geschwollen
- Die angrenzenden Sternebrae und Rippenknochen sind unauffällig
- Auf beiden Seiten ist in den Pleuraspalten eine mittelgradige Menge an weichteildichter Flüssigkeit sichtbar, die die Lungen von der Brustwand verdrängt, feine Pleuraspalten verursacht und die Herzsilhouette vom Sternum verdrängt
- Auf der linken Seite ist eine röntgendichte Thoraxdrainage sichtbar, deren Spitze sich auf Höhe der ventralen vierten Rippe befindet
- Das angrenzende kraniale Mediastinum ist wegen des Pleuraergusses nicht klar abgrenzbar, erscheint aber verbreitert, mit kaudolateraler Verschiebung der kranialen Lungen
- Die kardiovaskulären Strukturen können aufgrund der starken Eintrübung der Brusthöhle nicht vollständig beurteilt werden
- Das belüftete Lungengewebe zeigt ein diffuses, unstrukturiertes interstitielles bis fleckig alveoläres Muster
- Das in das Untersuchungsfeld eingeschlossene kraniale Abdomen ist radiologisch unauffällig
Diagnose
- Aggressive kraniale thorakale Knochenläsion, die mit dem Manubrium sterni und dem kranialen Mediastinum assoziiert ist, und damit verbundener bilateraler Pleuraerguss
- Eine neoplastische Infiltration ist wahrscheinlich (Osteosarkom, Chondrosarkom, Fibrosarkom). Eine kraniale mediastinale Masse mit Infiltration des Sternums ist differentialdiagnostisch ebenfalls möglich (z. B. Weichteilsarkom, Lymphom).
- Das heterogene Lungenmuster ist wahrscheinlich auf Hypoinflation und Kompression zurückzuführen; eine interstitielle bis alveoläre entzündliche oder neoplastische Infiltration ist möglich.
Ausgang
- Eine ultraschallgesteuerte transkutane Feinnadelaspiration und die Zytopathologie der Masse im Bereich des Manubrium sterni bestätigten das Vorhandensein eines vom Manubrium sterni ausgehenden Osteosarkoms
Diskussion
- Tumoren der Thoraxwand bei Hunden sind selten, meist primär und oft bösartig, überwiegend mesenchymalen Ursprungs. Die häufigsten Tumorarten sind Osteosarkom (OSA) und Chondrosarkom (CSA). Seltener treten Fibrosarkome und Hämangiosarkome (HSA) auf. Die Behandlung besteht in der chirurgischen Entfernung, da die Prognose bei konservativer Behandlung schlecht ist. Hunde mit OSA haben nach der Operation eine kürzere Überlebenszeit als Hunde mit CSA
- In der Bildgebung treten Knochenneoplasien der Thoraxwand bei Hunden zumeist in Form großer Massen auf, die in die Brusthöhle eindringen. Assoziierte Lungenmetastasen und Pleuraerguss sind relativ häufig, zeigen jedoch keine Unterschiede zwischen den Tumortypen. Sternale Lymphadenopathie wird häufiger bei Hunden mit Rippen-Osteosarkom (OSA) und Hämangiosarkom (HSA) beobachtet, während eine geringe Mineralisierung innerhalb der Läsion auf HSA hindeutet.
weiterführende Literatur:
Cordella A, Stock E, Bertolini G, Strohmayer C, Serra GD, Saunders J. CT features of primary bone neoplasia of the thoracic wall in dogs. Vet Radiol Ultrasound. 2023; 64: 605–614.
Der Fall steht zur Betrachtung unter folgendem Link zur Verfügung:
www.veheri.com/cases/1914421048 (via "open review mode")
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Wir danken Dr. DECVDI Thorsten Rick für diesen spannenden Fallbericht
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