08.Dec 2023

Fall des Monats: 7 Monate alter Deutsch Drahthaar mit Schwellung am Unterkiefer und Unlust zu fressen

 

Signalement und Anamnese

  • 7 Monate alter Deutsch Drahthaar, männlich, intakt mit Schwellung am Unterkiefer und Unlust zu fressen

Zur weiteren Abklärung wurden folgende Röntgenaufnahmen angefertigt:

 

 

Röntgenbeschreibung

  • Amorphe Knochenwucherungen sind im Bereich des ventralen Unterkieferkörpers sichtbar
  • Die Veränderungen sind mäßig bis schwer auf der rechten Seite und leicht auf der linken Seite
  • Es gibt keinen Hinweis auf assoziierte Osteolyse der betroffenen Knochenbereiche
  • Die Unterkieferäste und Schläfenbeine sind unauffällig
  • Das dorsale Stirnbein (Os frontale) ist geringfügig verdickt
  • Der äußere Gehörgang ist auf beiden Seiten normal
  • Außerdem ist eine minimale Weichteilschwellung ventral des Kehlkopfes erkennbar, die auf eine submandibuläre Lymphadenopathie hinweist

Diagnose

  • Amorphe Knochenproliferation des Unterkiefers und des Stirnbeins sind am ehesten mit einer kraniomandibulären Osteopathie vereinbar
  • Diese ist wahrscheinlich assoziiert mit einer leichten regionalen reaktiven submandibulären Lymphadenopathie

Diskussion

  • Kraniomandibuläre Osteopathie, auch als Temporomandibular Osteodystrophy oder Mandibular Periostitis bekannt, ist eine proliferative, nichtneoplastische Erkrankung, die vor allem den Schädel und den Unterkiefer betrifft, gelegentlich jedoch auch die langen Knochen einschließt. Die genaue Ursache ist unbekannt, es wird jedoch eine erbliche Veranlagung vermutet. Terrier, insbesondere West Highland White, Scottish, Boston und Cairn, sind am häufigsten betroffen, aber auch Labrador Retriever, Dobermann, Deutscher Schäferhund und Boxer können davon betroffen sein. Die klinischen Anzeichen treten typischerweise im Alter von 3 bis 8 Monaten auf und umfassen Schmerzen beim Öffnen des Maules, Schwellungen im Unterkiefer, vermehrtes Sabbern, Schwierigkeiten beim Greifen von Nahrung und Fieber. Die Erkrankung ist selbstlimitierend, und die klinischen Anzeichen bilden sich bei Skelettreife zurück. Dennoch können radiografische Veränderungen und eingeschränkte Funktionen fortbestehen
  • Bei der Craniomandibulärern Osteopathie ist ausschließlich eine palliative Versorgung angeraten. Chirurgische Entfernung der Knochenwucherungen führt zu erneutem Wachstum innerhalb weniger Wochen. Eine ernährungsreiche Breikost mit hohem Kalorien- und Proteingehalt wird empfohlen, um den Ernährungshaushalt aufrechtzuerhalten. In einigen Fällen kann die chirurgische Platzierung einer Pharyngostomie-, Ösophagostomie- oder Gastrostomiesonde erwogen werden, um die Ernährungsbalance zu unterstützen

 

Für die DICOM-Ansicht der Röntgenaufnahmen steht der Fall unter folgendem Link zur Verfügung:

https://www.veheri.com/cases/1831990875

 

Wir danken Dr. ECVDI Thorsten Rick für diesen Fallbericht!

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