19.May 2023

Fall des Monats: 16-jährige EKH mit plötzlicher Atemnot ohne akutes Trauma

 

Signalement und Anamnese

  • Europäisch Kurzhaar Katze, 16 Jahre weiblich kastriert
  • Plötzliche Atemnot ohne bekanntes Trauma. Vor zwei Jahren hatte sie ein unklares Trauma während eines Freigangs, seitdem ist sie eher schreckhaft

Zur weiteren Abklärung wurden folgende Röntgenbilder angefertigt:

Röntgenbeschreibung

  • Auf der rechten Seite ist der Rand des Zwerchfells auf dem ventrodorsalen Bild nicht vollständig abgrenzbar
  • Auch der rechte Hemithorax ist in der VD-Aufnahme verringert transparent und diffus fettdicht getrübt
  • In der seitlichen Aufnahme ist die Herzsilhouette durch das fettdichte Material vom Sternum separiert
  • Die mediastinalen Strukturen sind nach rechts verlagert (mediastinale Verschiebung) und die rechte Lunge ist nach dorsal verschoben
  • Im rechten kranialen Thorax ist im Pleuraspalt ein geringgradiger, weichteildicher Erguss erkennbar.
  • Die Magenachse im kranialen Abdomen ist ggr. nach medial verschoben
  • Der Milzkopf scheint nach kranial disloziert zu sein
  • Zahlreiche Rippen auf der rechten Seite weisen in ihren proximalen Anteilen fokale, glatt begrenzte Verdickungen auf, die auf alte Frakturen hinweisen

Diagnose

  • Aufgrund der Fetttrübung des rechten Hemithorax und der verminderten Abgrenzung des rechten Zwerchfellschenkels sind die Veränderungen verdächtig für eine alte traumatische Zwerchfellruptur mit Prolaps des omentalen Fettgewebes
  • Die fokalen Veränderungen im Rippenbereich sind wahrscheinlich auf alte Frakturen zurückzuführen, was die Theorie einer älteren traumatischen Zwerchfellruptur unterstützt

Ausgang

  • Eine computertomographische Untersuchung konnte eine diaphragmatischen Defekt und Prolaps von Omentum sowie dem linken Pankreasschenkel bestätigen
  • Wahrscheinlich handelt es sich um eine zurückliegende diaphragmatische Ruptur
  • Eine kongenitale Pleuroperitoneale Hernie ist weniger wahrscheinlich

Computertomographische Beschreibung

  • Dorsalansicht des Thorax und Abdomen
  • Rechtsseitig ist eine Zusammenhangstrennung des Diaphragmas mit Vorfall von fettdichtem Material in den Thorax erennbar

Diskussion

  • Diaphragmatische Hernien bei Hunden und Katzen sind eine häufige Folge von Autounfällen
  • Viele dieser Hernien werden kurz nach dem traumatischen Ereignis diagnostiziert und anschließend operativ behandelt
  • Der Inhalt der Hernie hängt von der anatomischen Position der Strukturen und der Lokalisation des Risses ab
  • Frühere Studien haben gezeigt, dass die Leber das am häufigsten herniierte Organ in der Brusthöhle ist
  • Andere Organe, die herniiert sein können, sind der Dünndarm, Magen, Omentum und die Gebärmutter (bei einer trächtigen Katze).
  • Bei Katzen wurde ein ausschließlicher Vorfall von Omentum und omentalem Fett beschrieben, was die radiografische Diagnose aufgrund der transparenten Fettdichte und der relativ normalen Verhältnisse im kranialen Abdomen erschwert

 

Wir danken Dr. ECVDI Thorsten Rick für diesen Fallbericht!

Zudem geht unserer erneuter Dank an das Öffnet externen Link in neuem FensterVetklinikum Wien für die Bereitstellung des Falles!

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