14.Jun 2021

Dermatologie: Dermoid Sinus des Hundes

 

Steckbrief Dermoid Sinus (DS)

Dermoid Sinus sind Einstülpungen der Haut variabler Tiefe. Diese blind endende Gänge besitzen in der Regel eine, teilweise auch mehrere Öffnungen zur Hautoberfläche.

Betroffene Körperstellen:

Hunde können einen oder mehrere Dermoid Sinus aufweisen. In der Regel befinden sie sich in der Mittellinie des Rückens kaudal oder kranial des Aalstriches (“Ridge”) bzw. im Nacken- und/oder Lendenbereich.
Unterhalb des Aalstriches befinden sich die Dermoid Sinus entgegen vieler Meinungen nicht.

Des Weiteren können Dermoid Sinus, wenn auch seltener, im Schädelbereich vorkommen.

Ursache:

Es handelt sich um eine hereditäre Erkrankung (unvollständige Trennung von Neuralrohr und Ektoderm), mit der die betroffenen Hunde folglich zur Welt kommen - eine spätere Entstehung der Dermoid Sinus kann ausgeschlossen werden.

Zusammenhang Ridge - Dermoid Sinus:

Der Erbgang ist bislang nicht vollständig geklärt. Es wird heute von einem autosomal-rezessiven Erbgang ausgegangen. Fest steht, dass auch “Ridge-freie” Ridgebacks das Allel für DS besitzen und weitervererben können. Der Ridge entsteht durch einen Gendefekt, welcher zu einem erhöhten Risiko der Dermoid Sinus führt (Salmon Hillbertz u. Andersson 2006, Salmon Hillbertz et al. 2007).

Klinik:

In der Regel keine. Beschwerden entstehen durch die Entstehung einer Pyodermie bzw. Abszessbildung oder in schweren Fällen durch einen entzündlichen Durchbruch. Folge können neurologische Symptome wie Hyperästhesien oder Entstehung einer Meningitis/Myelitis sein.

Betroffene Rassen:

Ridgeback-Arten als Hauptvertreter, jedoch auch andere Hunderassen betroffen. Angaben der Häufigkeit beim Rhodesian Ridgeback variieren stark zwischen 3-20% der Population.

Es liegen auch vereinzelt Fallberichte von Katzen vor (Fleming et al. 2011; Rochat et al. 1996).

Diagnose:

Gezielte, gründlicher Palpation der Haut vom Scheitel bis zur Kruppe: Aufziehen von Hautfalten, Dermoid Sinus dabei als strangförmige Gebilde mit Daumen und Zeigefinger palpierbar. Ggf. Scheren zur Sichtbarmachung der Hautöffnungen.

Diagnosesicherung:

Bildgebende Verfahren ((Myelographie), CT, MRT), vor allem präoperativ und bei neurologischer Symptomatik zur Bestimmung der betroffenen Bereiche angezeigt. Ggf. zusätzliche Liquoranalyse.

Therapie:

Möglichst frühe (Welpenalter) komplette chirurgische Exzision des gesamten Dermoid Sinus, anschließende histopathologische Untersuchung. Wenn OP nicht erwünscht, regelmäßige eingehende (neurologische) Untersuchung. Bei Auftreten von Beschwerden: OP und medikamentöse Behandlung.

Prognose:

Günstig. Neurologische Symptome sind je nach Schweregrad, Dauer und Ansprechen der Therapie häufig reversibel. Dermoid Sinus allein sind kein vernünftiger Grund zur Euthanasie.
Betroffene Hunde: Zuchtausschuss (§11b TierSchG).

 

Abschließender Tipp von Diplovets:

Prädisponierte Rassen bzw. deren Kreuzungen direkt bei der Erstvorstellung bzw. im Optimalfall noch beim Züchter gründlich palpatorisch untersuchen.


Literaturverzeichnis: Auf Anfrage 

 

Autorin des Artikels:

Tierärztin med. vet. Julia Brüner