04.Jun 2021

Dermatologie: SLO des Hundes - oftmals lange unerkannt und sehr schmerzhaft

 

Die symmetrische lupoide Onychodystrophie (SLO)

Die symmetrische lupoide Onychodystrophie (auch: systemische lupoide Onychodystrophie/Onychomadesis) bezeichnet ein klinisches Syndrom, welches mit schwerwiegenden Krallenveränderungen inkl. Krallenverlust beim Hund einhergeht.

Weitere dermatologische Veränderungen bleiben aus.

Ätiopathogenese

Streng genommen bezeichnet die SLO das klinische und histopathologische Bild dieser immunmediierten Krallenveränderungen. Die eigentlichen Ursachen sind jedoch nach wie vor nicht abschließend geklärt.

Neben einer genetischen Komponente (gehäuftes Auftreten u.a. beim Rhodesian Ridgeback, Bearded Collie, dt. Schäferhund und Settern) werden eine Menge weiterer Primärursachen wie CAD, Futtermittelunverträglichkeiten oder Traumata vermutet.
Schlussendlich muss die SLO bei den meisten Patienten als idiopathisch bezeichnet werden.

Klinische Veränderungen

Typische Symptome einer symmetrischen lupoiden Onychodystrophie beim Hund sind:

  • Beginn häufig mit vermehrtem Lecken, (hochgradiger) Schmerzhaftigkeit und damit einhergehender Lauf- und Bewegungsunlust
  • erste Veränderungen häufig an 1-2 Krallen: Krallen werden spröde, brüchig, zeigen Formveränderungen, fallen aus oder müssen gezogen werden
  • Fortschreiten der Erkrankung innerhalb weniger Wochen (Monate) an allen 4 Pfoten
  • nachwachsende Krallen zeigen gleich zu Beginn pathologisches Bild und fallen häufig wieder aus
  • oftmals begleitende Sekundärinfektionen (Krallenbettentzündungen, u.a. Begleitinfektionen mit P. aeruginosa), teilweise Phalanx III mitbetroffen
  • keine weiteren dermatologischen oder systemischen Veränderungen (ggf. Lahmheiten und reduziertes Allgemeinbefinden, schmerzbedingt)

Diagnose der SLO

  • gründliche Anamnese inkl. Krankheitsverlauf
  • möglichst weitgehend Ausschluss anderer Ursachen für die Symptomatik (z.B. Dermatomykosen, Infektionserkrankungen wie Leishmaniose, Mineralstoffmangel, andere immunmediierte Erkrankungen)
  • zur eindeutigen Diagnosestellung: Histo-pathologische Untersuchung der Krallenmatrix mit angrenzendem Gewebe (Amputation der Kralle inkl. Phalanx III oder bevorzugt Stanzbiopsie nach Müller/Olivry: weniger invasiv und geringere postoperative Komplikationen)
  • Teilweise werden auch Eliminationsdiäten oder diagnostische Therapien, z.B. mit entsprechenden Antimikrobiota, empfohlen

Therapie der SLO

Die Kombination aus lokaler (topischer) und systemischer Therapie muss individuell erarbeitet und häufig laufend (ggf. durch einen Dermatologen) angepasst werden.

Folgende Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten können bei der SLO zum Einsatz kommen:

  • hochdosiert essentielle Omega-3-Fettsäuren (Einsatz essentiell)
  • verschiedene Antibiotika wie Tetracyclin, Doxycyclin
  • Niacinamid (Vit B3), Vitamin E und weitere B-Vitamine wie Biotin
  • Pentoxifyllin
  • ggf. Analgetika
  • ggf. Immunsuppressiva: Prednisolon oder Cyclosporin (wenn möglich nicht als Dauertherapie)
  • zusätzlich topische Behandlung mit Antiseptika inkl. Pediküre
  • Vermeidung einer übermäßigen körperlichen Belastung in der Junghundphase (zu starke mechanische Irritation der Krallenbereiche wird als ein Auslöser vermutet)
  • sich in Ablösung befindende Krallen müssen häufig in Sedierung oder Kurznarkose entfernt werden

Prognose der SLO

In wenigen Fällen (z.B. erfolgreiche Futtermittelumstellung) ist ein Abklingen der Erkrankung beschrieben.
In der Regel handelt es sich jedoch um eine chronische Erkrankung mit häufig lebenslanger, regelmäßig anzupassender Therapie. Nach erfolgreicher Behandlung muss trotz allem mit Rezidiven gerechnet werden.

Von den Patientenbesitzern wird neben der möglichen finanziellen Belastung auch ein hohes Maß an Geduld und Compliance abverlangt. Durch die wiederkehrende Lebensqualität unserer vierbeinigen Patienten lohnt sich diese Mühe jedoch für alle Beteiligten.

Zögern Sie nicht, unsere Diplomates ECVD/ACVD von Diplovets bei aufkommenden Fragen zur Diagnostik oder Therapie zu kontaktieren. 

 

Literaturverzeichnis: Auf Anfrage 

 

Autorin des Artikels:

Tierärztin med. vet. Julia Brüner